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Bewegende Aufnahmen - Spiegelreflexkamera mitziehen


15.07.11 21:04

Vor kurzem war ich ein paar Tage in Aachen. Da sich dort bekanntlich die Hunde auf der Straße langweilen, habe ich meine Kamera mitgenommen und mich mal an etwas Neues herangewagt: Bilder mit Bewegungsunschärfe, also das Mitziehen der Kamera mit einem bewegten Objekt.
An sich ist das ja keine große Sache, aber es besteht da irgendwie eine gewisse Einstiegshemmschwelle; zumindest ich konnte mir nicht so recht vorstellen, dass es möglich ist, die Kamera tatsächlich in der exakt richtigen Geschwindigkeit mitzuziehen und so ein unverwackeltes Bild zu bekommen. Aber doch: Es geht - und es ist sogar ziemlich einfach. Da ich in der frühen Abenddämmerung mit meinen Experimenten angefangen habe, brauchte ich mir um die Belichtungszeit erst mal wenig Gedanken machen: Die war per Automatik schon so gewählt, dass eine schöne Bewegungsunschärfe entsteht, aber das Motiv trotzdem noch scharf hinzubekommen ist. Nach ein paar Versuchen habe ich festgestellt, dass ich mit einer Sechzigstel Sekunde die besten Ergebnisse erziele. Bei den Einstellungen ist natürlich wichtig, den Fokus auf Servobetrieb zu stellen und den Drive-Mode auf Highspeed. Und schon kann das Motiv kommen.

Einstellungen auf dem kleinen Display der Eos 60D

So sind die Einstellungen richtig: Autofokus auf Servo, Drive-Mode auf Hochgeschwindigkeit, die Belichtungszeit z.B. auf 1/60 Sekunde. Der ISO kann auf Auto bleiben oder man stellt ihn auf einen niedrigen Wert fest ein.

Man bringt sich in eine stabile und sichere Position, wählt einen Fokus-Punkt und beginnt am besten schon frühzeitig mit der Aufnahmereihe, während man die Kamera mit dem Objekt der Begierde gleichmäßig mitzieht. Nun mein Trick: Während die Kamera im Highspeed-Modus zeigt, was sie kann und das Motiv vorbeizieht, geht alles ziemlich schnell. Man sieht aber zwischen den Auslösungen den gewählten Fokuspunkt immer wieder rot aufblitzen. Das ist die perfekte Orientierungshilfe, um die Kamera mit dem bewegten Objekt synchron zu halten. Bei meinem Bild mit dem Linienbus unten habe ich den Fokuspunkt beispielsweise mit dem kleinen Mercedeslogo am unteren Rand der Frontscheibe mitgezogen.

Mercedes-Benz Citaro in Aachen

Kurze Brennweite (17 mm) und nur wenige Meter vom Objekt entfernt: Der Bus verschwimmt im hinteren Teil selbst, es entsteht eine gigantische Bilddynamik (Bildausschnitt, 1/60 F/4 ISO-100)

Das hohe Gewicht der Kamera hilft mit seiner Massenträgheit zusätzlich, die Kamera bei der Bewegung ruhig zu halten. Man liest oft, man solle Mitziehaufnahmen am besten mit einer langen Brennweite aus einiger Entfernung machen und am besten noch von einer Position seitlich zur Bewegungsbahn des Motivs, damit man die Kamera nicht drehen muss und das gesamte Objekt scharf wird. Das sieht dann etwa so aus, wie das Polizeiauto im Beispiel unten. Sicher hat dieser Tipp seine Richtigkeit, aber wie bei allen Regeln der Fotografie kann man jedem nur raten, sich nicht daran zu halten. Zumindest nicht, ohne das Gegenteil ausprobiert zu haben. So habe ich den Linienbus beispielsweise mit nur 17 mm Brennweite direkt vom Straßenrand aus von schräg vorne abgelichtet und man sieht, was passiert: Der Bus selbst verschwindet ab der Mitte in Bewegungsunschärfe. Es entsteht eine enorme Bilddynamik und ein Gesamteindruck, der sehr nah an die Wahrnehmung und Schärfeverteilung des Menschlichen Auges herankommt.

Polizeiaut in der Innenstadt von Aachen

Mittlere Brennweite (30 mm) und mittlerer Abstand zum Objekt: Das Polizeiauto ist komplett scharf, das Bild aber nicht sehr aufregend. (Bildausschnitt, 1/60 F/3,5 ISO-100)

Was braucht man nun, um Mitziehaufnahmen machen zu können? Ziemlich wenig. Eine Spiegelreflex natürlich, ohne die geht es gar nicht. Von Vorteil ist natürlich, wenn die Kamera eine hohe Serienbildgeschwindigkeit hat und diese auch über einige Aufnahmen halten kann, aber schon Einsteigermodelle sind ausreichend, um ein bisschen zu experimentieren. Teure lichtstarke Objektive sind nicht von Nöten, da man ja ohne hin etwas abblenden muss, um auf die höhere Belichtungszeit zu kommen.

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Kommentare zu diesem Artikel

[1] Manni schrieb am 16.08.11 12:27 Uhr

Geht es auch mit einer semireflex? ich weis das es mit dem Nokia 5800 recht gut geht... hab ich schon selbst probiert...

[2] Benjamin schrieb am 16.08.11 18:12 Uhr

Also vom Prinzip her geht es natürlich mit jeder Kamera. Die Frage ist nur, mit wie viel Übung man wie gute Ergebnisse erzielt. Und da kommt man mit einer ordentlichen SLR mit der wenigsten Übung am weitesten. Je weniger DIREKT man das Objekt sieht, desto mehr wird es auch zur Glückssache, die Kamera korrekt mitzuziehen. Das Handy hat beim Sucher immer eine leichte Verzögerung drin, hat am AF keinen Servo-Modus und beim Auslösen keine Serienaufnahme, also alles Faktoren, die es in der Theorie zumindest fast unmöglich machen, eine perfekte Mitzieh-Aufnahme hinzubekommen. Aber wenn du da schon gute Erfahrungen gemacht hast, würde ich mich freuen, wenn du mir ein paar Beispielbilder zusenden würdest.

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