Car Culture im ZKM Karlsruhe
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13.01.12 20:47
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Mein Besuch im ZKM (Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe) heute hat das Verhältnis zwischen mir als Ingenieur in spe und der bildenden Kunst etwas erschüttert. Dort befindet sich derzeit noch die Ausstellung "Car Culture - Medien der Mobilität", die mit diesem Monat zu Ende geht.
Die bunt übereinander purzelnden Käfer vor dem Gebäude sehen ja noch ganz drollig und einladend aus. Doch was erwartet einen drinnen?
Der reine Zerstörungswahn. Ausgelassen an Meisterwerken der deutschen Ingenieurskunst. Da präsentiert man eine Limousine aus dem Hause Daimler, von der Dampfwalze überrollt. Da stellt man die Überreste eines fast fabrikneuen Porsche aus, der zwischenzeitlich in die Verschrottung wanderte - daneben eine große Glasampulle frisch gepressten Porsche-Saftes, besser bekannt als Betriebsflüssigkeiten. Mit einer noch größeren Menge selbiger Öle wurde ein Mercedes SL in bestem Zustand bis zur Schulterlinie aufgefüllt.
Ist das Kunst? Genügt allein eine - zerstörerische - Idee, und alles was daraus entsteht, wird Kunst? Sollte ein Kunstwerk, wenn es schon nicht schön ist, denn nicht wenigstens sinnvoll sein?
Immerhin ein paar Exponate gibt es, die ihren Erschaffern ein gewisses Können bescheinigen. Da sind die beiden aus Altholz nachgebildeten ineinandergerasten Porsche Cayenne. Das Holz scheint in alle Richtungen wegzusplittern, die Wucht des gewaltigen Aufpralls springt direkt beim ersten flüchtigen Hinsehen ins Auge. Gleichzeitig sind die Fahrzeuge mit einfachen Mitteln so originalgetreu nachgebildet, dass der Betrachter sofort das Modell erkennt. Auch weitere Ausstellungsstücke gehen thematisch auf das Unfall-Szenario ein und kommen meist zu dem Schluss, dass das teuerste und wiederstandsfähigste Auto Gesundheit und Leben nicht retten kann, wenn nur der Unfallgegner stark genug ist.
Zwei beleuchtete VW-Käfer stehen sich Auge in Auge gegenüber, hinter den Windschutzscheiben stehen Fernseher, die Scheibenwischer und Platzregen zeigen - das passt dann wieder in die Kategorie sinnlos, aber schön.
Das Highlight - auch im Wortsinne - der Ausstellung ist für mich das mit den einfachsten Mitteln hergestellte Werk: Ein VW T3 (Kabel, Glühlampe). Da steckt nun wirklich eine Idee dahinter, die zum Nachmachen einlädt - egal, welches Motiv man sich nun zu Hause an die Wand nageln möchte.
Trotz der gemischten subjektiven Eindrücke von "Car Culture", die ich nun hier vermittle, ist das ZKM auf jeden Fall immer einen Besuch wert, zumal es ja noch viel mehr in weiteren Sonderausstellungen und der Dauerausstellung zu sehen gibt. Freitagnachmittag ist zudem der Eintritt immer frei. zkm.de
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