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Die Zeit ist endlich auf dem iPad - oder doch nicht?


15.09.10 02:07

Endlich ist Die Zeit auf dem iPad! Wie lange habe ich darauf gewartet. Aber schon beim Herunterladen der App aus dem App Store fällt die ziemlich negative Gesamtbewertung mit nur zwei von fünf Sternen auf. Ist diese digitale Ausgabe der Zeit etwa doch nicht das lang ersehnte ultimative Erlebnis für unterwegs? Ein Überblick, was die App mit dem Namen „Zeit online plus“ ist – und was sie nicht ist.
Das erste Problem mit der kostenlosen Applikation fällt sofort nach der Installation auf und dürfte einen Großteil der potenziellen Kundschaft abschrecken: Ohne kostenpflichtige Freischaltung funktioniert hier gar nichts! Man kann sich wohl eine alte Ausgabe der Zeit als Demo herunterladen und komplett lesen, aber ein Live-Test der App mit den aktuellen Inhalten ist nicht möglich. Aber was sind denn überhaupt die Inhalte? Da gibt es in erster Linie zwei Quellen: Die Print-Ausgaben der Zeit und Zeit online. Auf beide Quellen hat man nach der Freischaltung Vollzugriff, weitere Angebote wie Zeit Audio fehlen aber.

Die Zeit Auf dem iPad: Nur-Text-Ansicht

Die Zeit Auf dem iPad: Originalansicht

Die Artikel werden auf verschiedene Weisen angezeigt: Lädt man sich eine Ausgabe der Zeit herunter, werden die Artikel standardmäßig im Nur-Text-Format dargestellt. Das sieht nicht nur langweilig aus, sondern weil neben Bildern und Grafiken auch die Formatierung des Textes verloren geht, fehlen dem Leser zahlreiche wichtige Informationen, die zum besseren Verständnis des Artikels beitragen. Mit einem Klick wechselt man zur „Originalansicht“: Nun wird die gesamte Seite (oder sogar Doppelseite) der Print-Ausgabe auf dem iPad-Bildschirm angezeigt und lässt sich per Multitouch verschieben und zoomen. Allerdings: Der scharfe Bildaufbau nimmt einige Sekunden in Anspruch, wenn man schnell zwischen den Seiten wechselt, kann das nerven. Der Seitenwechsel klappt zudem nicht mit Gesten, sondern nur über Schaltflächen.

Die Zeit Auf dem iPad: Zeit-Magazin

Das Zeit-Magazin, das zu jeder Ausgabe gehört, macht auf dem iPad schon eine bessere Figur, da das Format der Print-Version gut zum Bildschirm des Gerätes passt. Zumindest auf den ersten Blick. Denn tatsächlich verhindern die Menü-Leisten im Seitenkopf, die sich leider nicht ausblenden lassen, dass eine Seite komplett dargestellt werden kann. So muss man immer ein kleines bisschen vertikal scrollen. Bezüglich Seitenaufbau und Umblättern gilt das zur Originalansicht der Zeit-Artikel gesagte. Zoomt man allerdings so weit in eine Seite hinein, dass eine Textspalte der Print-Ausgabe etwa die halbe Breite des iPad-Displays im Hochformat einnimmt (eine gute Größe zum bequemen Lesen), sieht der Text bereits leicht unscharf aus, was offenbar daran liegt, dass hier Pixelgrafiken übertragen werden und der Text nicht auf dem iPad gerendert wird. Bei den Zeit-Artikeln in Originalansicht tritt dieses Problem nicht auf, da diese gar nicht so stark vergrößert werden können.

Die Zeit Auf dem iPad: Zeit online

Einen recht guten Eindruck erwecken die Artikel von Zeit online. Sie werden mit Bildern und Kommentaren komplett angezeigt, da gibt es nichts zu meckern. Auch die Bildergalerien mittels Gestensteuerung durchzuwischen und die Videos auf dem großen Bildschirm anzusehen, macht Spaß! Ebenfalls ein schönes Feature: Man kann sich einzelne Ressorts mit oder ohne Bilder komplett herunterladen, um sie dann unterwegs ohne Internetverbindung zu lesen. Allerdings bekommt man auch von Zeit online nichts, was es nicht auch auf deren Internetseite gibt.
Nüchtern betrachtet ist die App gelungen: Man kann die Angebote von Zeit online bequem durchstöbern, Zeit und Zeit-Magazin in gewohnter Form lesen und sich eine Menge Papierkram sparen. Aber warum dann diese schlechten Bewertungen und die vielen negativen Kommentare?
Da ist zunächst einmal das Preismodell, was den Leuten nicht gefällt. Die Freischaltung gilt jeweils für 30 Tage Zeit online und vier Ausgaben Die Zeit und kostet derzeit 4,99 Euro, später 8,99 Euro. Für vier Ausgaben ist dieses Preismodell in Ordnung, was aber auf Unverständnis trifft: In der App soll man plötzlich auch für dieselben Inhalte bezahlen, die man gratis auf zeit.de bekommt. Diese Politik sollte dringend überdacht werden, denn die wenigen „Premiumfunktionen“ stellen kaum eine Rechtfertigung dar, zusätzliche Inhalte für sein Geld sucht man vergebens. Sinnvoller wäre es da schon, das Angebot von Zeit online insgesamt deutlich zurückzufahren, dieses verkleinerte Angebot dann auch in der App kostenlos anzubieten und alles andere gibt es nur in der kostenpflichtigen Gesamtausgabe. Derzeit werden zahlreiche Artikel der aktuellen Printausgabe online „verschenkt“.
Das zweite Problem der Nutzer mit der App neben dem Preismodell sind die falschen Erwartungen, mit denen die Kunden an das Programm herangehen. Schon die Tatsache, dass es für die Zeitungsartikel zwei unterschiedliche Ansichten gibt, die beide suboptimal gelungen sind und beide nicht für das iPad optimiert wurden, zeigt, dass es sich hier um eine Kompromisslösung handelt. Die Nutzer erwarten etwas wie die iPad-Ausgaben namhafter US-Zeitungen oder mancher Werbemagazine (siehe Mercedes-Benz), die vor Multimedia und Gestensteuerung nur so strotzen. Zeit online plus ist aber, wie schon der Name sagt, NICHT die iPad-Ausgabe der Zeit, es ist nicht einmal die Zeit online-Ausgabe für das iPad, es ist die Zeit online-Ausgabe für das iPhone. Diese wurde auch noch schnell an das iPad-Display angepasst. Man kann damit auch noch die online verfügbaren E-Paper der Printausgabe lesen. Aber das ist alles gar nicht der Kern des Programms. Einen echten Mehrwert will diese Software gar nicht bieten. Ob es in Zukunft auch eine iPad-Ausgabe der Zeit geben wird, wird nach meinen Informationen aktuell noch diskutiert.
Nach dieser ernüchternden Einsicht bleibt nur noch ein wenig an der Umsetzung der App zu kritisieren: In den Einstellungen zum „Download to go“ kann man die „Gallerien laden“ – hier war wohl ein native speaker am Werk (gallery schreibt sich mit zwei l, Galerie aber nicht). Und das Menü weist im Hochformat Grafikfehler auf – die Buttons im Kopf kleben förmlich am Rand, wo offensichtlich einige Pixel Abstand hingehören. So viel Qualität dürfte man erwarten können, dass diese Fehler zügig beseitigt werden.
Abonnenten der Printausgabe erhalten derzeit übrigens auf Anfrage an apps@zeit.de Gutschein-Codes, um das Angebot kostenlos testen zu können. Wie das spätere Preismodell für die Abonnenten aussehen wird, bleibt abzuwarten. Für mich ist die Sache klar: Für keinen echten Mehrwert gibt es auch keine echte Zuzahlung von den Abonnenten. Bringt eine echte iPad-Ausgabe, dann bezahle ich auch echtes Geld dafür!

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Kommentare zu diesem Artikel

[1] Maik schrieb am 16.09.10 17:41 Uhr

Nach langer Zeit endlich mal wieder ein Beitrag auf deiner tollen Seite und dann ausgerechnet über Äpfel. Schade, hast Du dir nun auch ein iBrain andrehen lassen?! Hoffentlich kommt bald mal wieder etwas interessantes über Nokia, Navigation oder deine Modellbahn.

[2] Benjamin schrieb am 16.09.10 20:16 Uhr

Na da mach dir mal keine Sorgen. Nokia N8 ist bestellt und an der Modellbahn geht's derzeit auch mal wieder weiter. iBrain hab ich mir auch keins zugelegt - aber ich spring gern auf jeden Zug mal auf, um ihn mir von innen anzusehen. Hab Windows Mobile getestet, Android, ich hatte den ersten iPod touch, als er neu war und jetzt hab ich das iPad. Bisher habe ich nichts davon sehr lange behalten, mal schauen, wo die Zukunft hin führt. Bei den Tablets gibt's derzeit einfach keine sinnvolle Alternative zu Apple.

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