Der O2 Xda Orbit 2 – HTC touch cruise – Ein Testbericht
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11.08.08 19:28
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Ich teste den Xda seit gut 2 Monaten.
___Hauptmerkmale:
+ Sehr gutes Navigationssystem (TomTom)
+ Sehr gute E-Mail- und Office-Funktionen
+ Ordentliche Akkuausdauer
- Internet Explorer Mobile ist unbrauchbar
- Touchscreen von Bedienung und Lesbarkeit nicht optimal
- Nicht voll multimedia-tauglich
___Lieferumfang
Da ich den Xda von O2 zum Testen bekommen habe, habe ich mich nicht wie sonst vor einem Handykauf ausführlich über das Gerät informiert. Die groben technischen Daten hatte ich im Kopf, das war alles. Umso überraschter war ich daher über das riesige Paket, das ich eines Tages geliefert bekam. Beim Lieferumfang kann O2 voll punkten, es ist einfach alles schon dabei, was man z.B. bei teuren Nokia-Geräten noch dazukaufen muss. Anleitungen, CDs, Akku, Ladegerät und Headset gehören zum Standard, aber der Xda bringt auch noch ein Datenkabel mit, einen Ersatzstylus, eine 1GB-Speicherkarte, eine Vollversion des TomTom Navigator 6 für Deutschland, Österreich und Schweiz, eine Lederhülle, ein Autoladegerät und einen Gerätehalter für die Windschutzscheibe. Die Umverpackung preist das Gerät insbesondere als mobiles Navi an und das zu Recht, wie wir später sehen werden. Aber auch auf Kamera und MP3-Player wird explizit hingewiesen, Punkte, die im Praxistest nicht überzeugen konnten.
Weiterhin sehr positiv aufgefallen ist, dass jede Anleitung, jede CD in der Packung auf deutsch und in großen Buchstaben beschriftet ist, sodass man schnell findet, was man sucht bzw. immer weiß, was man gerade in der Hand hält.
___Display
Vom großen Plus kommen wir gleich zum ersten Minus des Gerätes. Der Touchscreen ist alles andere als optimal und zwar sowohl in Bezug auf Optik, als auch auf die Haptik. Die Auflösung ist mit QVGA ziemlich niedrig für ein so großes Display und die Farben sind auch nicht gerade brillant. Die Displayoberfläche spiegelt sehr stark und auch der Öffnungswinkel des Bildschirms ist sehr klein. Also den Freunden mal schnell die Fotos zeigen gestaltet sich da eher schwierig. Bei Sonneneinstrahlung sind nur noch die härtesten Kontraste sichtbar, alles andere geht völlig unter, da es sich nicht um ein transflektives Display handelt, das das Sonnenlicht erst hinter den Pixeln zurückspiegeln würde.
Der Touchscreen reagiert bei der Bedienung auf Druck und nicht wie etwa beim iPhone auf Berührung. Daher ist der Xda sowohl mit dem Stylus als auch mit dem Finger zu bedienen, der Touchscreen reagiert allerdings recht träge und unpräzise. Dies scheint aber nicht nur am Bildschirm, sondern auch an der zu langsamen Verarbeitung der Daten zu liegen.
Insgesamt bekommt der Bildschirm von mir ein „OK“. Er funktioniert und solange man ihn nicht in der Sonne oder zusammen mit Kollegen benutzen möchte, tut er seinen Dienst.
___Tasten und Texteingabe
Der Xda Orbit 2 verfügt über nur wenige Tasten, da auf eine Telefon- oder gar Volltastatur verzichtet wurde und das Gerät in erster Linie über den Touchscreen bedient wird. Die wenigen vorhandenen Tasten sind aber sehr gut und können mehr, als man denkt: Fast alle lassen sich frei bestimmten Funktionen zuordnen, so nutze ich z.B. die Aufnahme-Taste, um den Bildschirm schnell ins Querformat zu drehen. Der Vier-Wege-Knopf lässt sich nicht nur wie gewohnt drücken, sondern auch drehen, womit z.B. in der Galerie der Zoom gesteuert wird.
Die Texteingabe gestaltet sich dagegen aufgrund der fehlenden Tasten und des nicht optimalen Touchscreens recht schwierig und kann mitunter viele Nerven und Zeit rauben. Es gibt zwar sechs verschiedene Eingabemodi zum Eingeben von Zeichen über virtuelle Tasten oder Handschrift, aber keiner Funktioniert so richtig. Wenn man lange genug übt, kann man mit dem Strichzugerkenner vielleicht irgendwann recht hohe Schreibgeschwindigkeiten erreichen, ich bin aber mittlerweile auf die herkömmliche Stylus-Tastatur zurückgekommen, weil man auf ihr am zuverlässigsten das eingeben kann, was man schreiben möchte, ohne dass ständig Zeichen nicht erkannt werden oder T9 völlig abstruse Vorschläge macht. Man braucht dafür jedoch immer den Stylus und wenn man z.B. im Bus oder Auto sitzt, sind die Tasten viel zu klein, um darauf noch sicher zu tippen. Letztlich gibt es bei einem Gerät, dessen Touchscreen so klein ist, dass keine vollwertige Touch-Tastatur darauf passt (wie beim iPhone) einfach keine vollwertige Alternative zu einer herkömmlichen realen Tastatur, die ich beim Xda sehr vermisse.
___Kamera
Die Kamera bei diesem Gerät ist auch so eine Sache. Geworben wird mit einer 3-Megapixel-Kamera mit Autofokus. Da denke ich natürlich gleich an die tollen Bilder meines alten Nokia N73. Aber Pustekuchen. Die Bildqualität ist irgendwie nicht so wie erwartet; die Kamera so, wie sie ist, nur für Schnappschüsse zu gebrauchen. Der Autofokus arbeitet noch recht ordentlich, die Farben sind OK, aber bei hellem Licht gibt es bereits massig Probleme mit dem „Überlaufen“ der Pixel, sprich in hellen Bereichen des Bildes sieht man einfach nur noch weiß. Die Optik und somit die Schärfe sind auch nicht optimal; ich bin mir nicht mal sicher, ob das Gerät überhaupt einen 3-Megapixel-Sensor hat, oder ob die Bilder interpoliert werden, denn ein gröberes Raster überlagert das ganze Bild. Vielleicht kommt es aber auch durch softwareseitiges Scharfzeichnen und zu starke JPEG-Komprimierung zustande. Der zweite Druckpunkt der Kamera-Taste (der eigentliche Auslöser) ist viel zu schwergängig. Wäre die Auslöseverzögerung nicht so hoch, man würde jedes Bild verwackeln.
Die Kamera des O2 Xda Orbit 2 ist für mich mal wieder ein gutes Beispiel dafür, dass die reinen technischen Daten einer Kamera rein nichts über die wirkliche Bildqualität aussagen.
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___Datenübertragung
Zu den Datenübertragungsmethoden gibt es wenig zu sagen, alles ist drin, alles funktioniert. Ein Assistent hilft beim einrichten von WLAN-Verbindungen. Was ich vermisse, ist eine Möglichkeit, das verbrauchte Datenvolumen ablesen zu können. Derzeit habe ich eine Internetflatrate und somit keine Probleme, aber für Leute, die ein Volumenpaket gebucht haben ist es nur sehr schwer bis gar nicht möglich, das eigene Surfverhalten einzuschätzen, zumal es bei O2 auch keine Möglichkeit gibt, das verbrauchte Volumen online einzusehen. Die große Überraschung kommt erst mit der nächsten Rechnung. Noch schlimmer ist es für Benutzer mit zeitbasierter Abrechung: Alle möglichen Programme benötigen eine Internetverbindung und bauen diese auch auf, aber bislang habe ich noch keine Einstellung finden können, um die Verbindung auch automatisch wieder trennen zu lassen. Wenn man also nicht andauernd manuell die Verbindung kappt, ist der Xda ständig online.
Die O2 Homezone ist in den Einstellungen als Element des Heute-Bildschirmes auswählbar, aber es wird nichts Entsprechendes angezeigt. Ich kann also nicht auf dem Bildschirm erkennen, wann ich in der Homezone bin. O2 bezeichnet sich als Erfinder der Homezone und der Xda wird exklusiv unter dem Label von O2 verkauft, da ist ein solches Problem fast schon als Blamage zu bezeichnen.
Bei der Verbindung mit dem PC via USB wird der Orbit 2 leider nicht als Massenspeichergerät erkannt, sondern man muss immer ActiveSync installiert haben und verwenden. Beim Abziehen des Kabels fängt das Gerät für etwa 30 Sekunden an zu klingeln und zu vibrieren. Es scheint sich dabei um einen Softwarefehler zu handeln.
Als Modem leistet der Xda dagegen gute Dienste, die Verbindung wird als LAN-Verbindung am PC erkannt und funktioniert damit einwandfrei. Da hier in Zweibrücken und Umgebung HSDPA schon weit ausgebaut ist, kann man mobil ohne Probleme auch Dienste wie Youtube oder die ZDF-Mediathek am Laptop nutzen. Ich habe dabei allerdings innerhalb weniger Stunden mehrere hundert MB Traffic verursacht; ohne eine Flatrate ist das absolut nicht machbar und selbst da läuft man bei täglichem Gebrauch Gefahr, die Datenrate gedrosselt zu bekommen.
___Leistung
Die Akkuausdauer ist mit mehreren Tagen recht ordentlich und hängt natürlich wie bei jedem Gerät extrem von der Nutzung ab. Der Akku hält jedoch länger als z.B. beim Nokia N95. Auch mit vollem Arbeitsspeicher habe ich noch keine Probleme gehabt. Die Prozessorgeschwindigkeit ist dagegen etwas zu niedrig. Auf Eingaben wird oft erst leicht verzögert reagiert, manche Programme müssen lange laden.
Ziemlich schwach ist die Leistung des MP3-Players. Der integrierte Lautsprecher hat keine besonders tolle Qualität und ist auch sehr leise. Bei Benutzung eines Headsets ist die Lautstärke dank eines zusätzlichen Verstärkers OK, aber da der Orbit 2 nur einen USB-Anschluss hat, kann nicht einfach ein beliebiges Headset angeschlossen werden. Warum hier wie bei so vielen Handys auf eine 3,5-mm-Buchse verzichtet wurde, ist für mich nicht verständlich.
___Software
Windows Mobile ist ja immerhin schon mal ein richtiges Betriebssystem, das ich bei Gelegenheit auch noch ausführlich mit Symbian S60 vergleichen werde. „Immerhin“, da viele Touchscreen-Geräte mittlerweile darauf verzichten und unbrauchbare Eigenentwicklungen einsetzen. Einige bei Windows Mobile besonders gut bzw. schlecht gelöste Punkte seien hier exemplarisch genannt. Zu den positiven Erlebnissen zählen auf jeden Fall die Office Mobile-Programme. Mit Word und Excel kann man am Xda arbeiten, fast wie vom Desktop gewohnt. Das geht bei Nokia nur mit teurer Zusatzsoftware und selbst dann noch nicht so gut. Weiterhin kann man auch PowerPoint-Präsentationen inklusive der Animationen wiedergeben, hervorragend! Auch die Messaging-Anwendung ist sehr gut gemacht, man kann mehrere E-Mailkonten einrichten, wobei ein Assistent hilft. Außerdem kann man die Nachrichten in Ordnern verwalten, wie man das vom PC kennt.
Weniger gut ist dagegen der vorinstallierte Browser, Internet Explorer Mobile. Er ist sehr langsam und stellt die Seiten einfach nicht so dar, wie sie aussehen sollen (trotz verschiedener Anzeigemodi). Die Benutzung schafft mehr Frust als Freude, von echtem Internet auf dem Handy kann da keine Rede sein. Ich habe dann verschiedene kostenlose und kostenpflichtige Browser getestet und der einzige, der überzeugen konnte, ist Opera Mobile 9.5, von dem mittlerweile eine Betaversion veröffentlicht wurde. Dazu eventuell in einem anderen Bericht später mehr.
Ein Negativpunkt ist auch die Umsetzung von Java auf dem Xda bzw. in Windows Mobile allgemein. Javaprogramme werden nicht im Menü aufgeführt, sondern in der zunächst zu startenden Java-Engine. Ohne eine Tastatur waren jedoch nicht alle Programme richtig zu steuern, so z.B. kann man nichts direkt in die Adressleiste von Opera Mini eingeben. Google Maps Mobile unterstützt laut Hilfe sogar Tochscreens zum Zoomen und Verschieben der Karte, aber anscheinend nicht auf dem Xda.
___TouchFlo
Um die stylusgesteuerten Business-Geräte mit Windows Mobile zu fingerbedienbaren Multimediageräten hochzustylen hat sich HTC etwas einfallen lassen: Die TouchFlo-Oberfläche. Grob gesagt wurden einige Progrämmchen zusätzlich installiert, die die Bedienung mit dem Finger erleichtern sollen. Dazu zählen die Vergrößerung der Symbole in der Statusbar, das zusätzliche Menü namens „TouchCube“ und auch ein neuer MP3-Player und ein zusätzliches Fotoalbum. Außerdem kann man in fast allen Programmen mit dem Finger einfach scrollen, ohne die Scrollbar mit dem Fingernagel nach unten ziehen zu müssen. Und es gibt ein Plugin für den Heute-Bildschirm, das Uhrzeit, Wetter, die Telefonprofile und einige frei wählbare Programm-Verknüpfungen anzeigt. Ja, es funktioniert. Meistens sogar sehr gut. Und es erleichtert die Bedienung mit den Fingern auch. Aber die Touchoberfläche ist eben nur aufgesetzt und daher niemals konsequent. Das merkt man spätestens bei der Texteingabe.
___Navigation
Nun zu der Disziplin, in der der O2 Xda Orbit 2 richtig glänzen kann. Der TomTom Navigator 6 ist bereits für Deutschland, Österreich und die Schweiz vorinstalliert und ein sehr guter GPS-Empfänger ist ebenfalls bereits integriert. Das GPS-Signal wird unter freiem Himmel in weniger als 30 Sekunden gefunden, wenn man dem Gerät gestattet, einmal wöchentlich GPS-Informationen aus dem Internet abzurufen. Ansonsten kann es etwas länger dauern. Der Touchscreen ist groß genug, um im Auto wie ein PNA zu funktionieren. Da TomTom auch komplett ausgereift ist, gibt’s eigentlich keinen Unterschied mehr zu einem Stand-Alone-Navi.
___Verarbeitung
Von den Materialien des Xda darf man nicht zu viel erwarten. Das Gerät ist made in Taiwan und das merkt man auch. Das Gerät sieht ordentlich aus, liegt gut in der Hand, die Spaltmaße sind OK und nichts wackelt. Soweit das Positive. Aber im Detail liegt der Unterschied. So ist die Frontkamera nicht richtig sauber eingesetzt, die Beschriftungen am Rahmen und um die Kamera sind nicht richtig scharf und wirken daher billig. (Die Kameraumrandung beim Nokia 6680 war seinerzeit auf ähnliche Weise beschriftet, aber dort war die Schrift lupenrein eingraviert.) Die Verchromung um die Kamera löste sich bereits nach wenigen Wochen ab, obwohl ich mit dem Gerät vorsichtig umgegangen bin. Auch das Display ist extrem kratzeranfällig.
___Fazit
Der O2 Xda Orbit 2 ist ein Business-Gerät. Überzeugen kann er mit Office- und Messaging-Funktionen und dem integrierten Navigationssystem. Kamera und Player sind dagegen nette Beigaben, die aufgrund der schlechten Qualität und des fehlenden Kopfhöreranschlusses keine guten Noten kassieren können. Fast schon katastrophal ist der schlechte mitgelieferte Internet-Browser. O2 wirbt sogar extra für das Surfen mit diesem Gerät und durch HSDPA, WLAN und den Touchscreen ist der Orbit 2 auch geradezu prädestiniert dafür. Ein besserer Browser sollte daher ebenso wie das Navigationssystem bereits vorinstalliert sein. Immerhin schafft der neue Opera Mobile Browser hier seit neustem die lang ersehnte Abhilfe, auch wenn er in der finalen Version nicht mehr kostenlos sein wird.
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Weiter: Bericht aus Berlin - Mit dem Xda-Test... Es ist schon über zwei Wochen her, seit ich Student bin, komme ich echt zu nichts mehr :-)
Am 18. und 19. Oktober fand in Berlin ein Treffen derer statt, die wie ich am Xda-Testprojekt von O2 teilgenommen hatten. Insgesamt... Zurück: Tastenkombinationen (Shortcuts) für ... Die Nokia-Funktastatur habe ich ja bereits
hier vorgestellt. Leider verfügt sie nicht über alle Sondertasten moderner
Nokia-Handys, aber (fast) alle lassen sich durch Tastenkombinationen ersetzen.
Die unten aufgeführten...
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