Ein paar Eindrücke vom Nokia E6
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20.02.13 17:41
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Das Nokia E6 ist nicht mehr das neuste Gerät, aber es wird das letzte Symbian-Gerät mit Volltastatur bleiben und das letzte in einer langen erfolgreichen Reihe von Business-Smartphones, die 2006 mit dem E61 eingeläutet wurde. Vorgestellt wurde das E6 schon im Februar 2011, ich habe es mir im Herbst 2012 als Ersatzgerät besorgt. Bei meinem N8 musste damals die Kamera getauscht werden und ich ahnte nicht, dass ich das so einfach und schnell selbst erledigen konnte, wie sich dann später herausstellte. Aber das ist ein anderes Thema.
Das E6 ist ein ausgesprochen edles Handy, ähnlich wie das Nokia 701. Die Front wird von dem Metallrahmen und viel Glas dominiert, die Rückseite nehmen der Akkudeckel und die Kamera-Einfassung ein, beides Metallteile, und die Oberseite besteht aus einem matten Kunststoff-Inlay mit gummiartiger Oberfläche. Die Ohrmuschel ist so sauber ins Displayglas gefräst, wie man es sonst fast nur von Apple kennt. Einzig der etwas wacklige Sperrschieber verdient Kritik. Die Tastatur ist ausgezeichnet, sie besteht aus einzelnen Tasten (keine Tastaturmatte), die intern auf einer eigenen Metallplatte gelagert sind. So hat jede Taste vom Rand bis zur Mitte dasselbe gute Ansprechverhalten. Bei den ersten Modellen war die Auswahltaste noch einfarbig, sodass die Benachrichtigungs-LED nur am Rand durch die Ritzen durchscheinen konnte und kaum zu sehen war. Mittlerweile gibt es eine neue Taste, die ein weißes Quadrat zeigt. Dieses blinkt nun äußerst auffällig bei verpassten Ereignissen.
Das Handy ist schön flach, liegt ausgesprochen gut in der Hand und hat ein angemessenes Gewicht. An Anschlüssen ist alles vorhanden, was man so braucht: Zusätzlich zum USB-Anschluss kann das Handy auch mit einem 2-mm-Nokia-Ladekabel aufgeladen werden und USB-OTG wird ebenfalls unterstützt, auch wenn dem Handy kein entsprechender Adapter beiliegt. Der USB-Anschluss ist übrigens mit einem Schutzdeckel abgedeckt, ebenso wie der von außen zugängliche MicroSD-Schacht. Was den Speicherplatz angeht, ist das E6 mit 500 MB internem Speicher, 8 GB Massenspeicher und dem genannten Speicherkartenslot für seine Klasse sehr gut ausgestattet.
Das Display ist das schärfste und hochauflösendste aller aktuellen Symbian-Geräte aber zugleich der größte Knackpunkt des Nokia E6. Zunächst einmal ist es ein herkömmliches LCD-Display und kein AMOLED, dadurch sind Farbbrillanz und Schwarzwert schlechter, als bei anderen aktuellen Nokia-Geräten. Weiterhin handelt es sich bei dem Display um eine Pentile-Matrix, das heißt, jeder Pixel besteht nur aus zwei statt der üblichen drei Subpixeln. Eine Krankheit, die ich bis dato nur von Android-Geräten kannte und die dazu führt, dass farbige Flächen noch mal schlechter aussehen und das Display bei der Farbwiedergabe weniger scharf ist, als seine hohe Auflösung vermuten lässt. Einzig bei Schwarz-Weiß-Darstellung zum Beispiel von Text wirken Kanten scharf und Flächen gleichmäßig.
Da die Display-Auflösung nur wenig erhöht wurde und in erster Linie die Displaydiagonale für das E6 von der Symbian-Standardgröße geschrumpft wurde, ist nicht nur das Display insgesamt sehr klein, sondern vor allem sind es auch sämtliche dargestellten Elemente und Schaltflächen. Kein Wunder also, dass die Schriftvergrößerungssoftware „Font Magnifier“ bereits vorinstalliert ist. Die nützt aber auch nicht viel, denn sobald man die Schrift augenfreundlich einstellt, werden überall im System Bezeichnungen gekürzt oder passen von der Höhe nicht mehr in die Textfelder.
Weil aber eben auch die Display-Auflösung nicht ganz dem Symbian-Standard entspricht sondern etwas höher ist, sind auch zahlreiche Apps nicht an das E6 angepasst bzw. gar nicht erhältlich. Spiele wie „Cut the rope“ oder „Angry Birds“ behelfen sich damit, einfach die Hintergrundgrafik bis an den Bildschirmrand auszudehnen, ohne dass die eigentliche Spielfläche größer wird. Somit wird auf dem ohnehin schon kleinen Display auch noch Raum verschenkt und die genannten Geschicklichkeitsspiele werden noch schwerer spielbar. Der Taskswitcher staucht die Screenshots der laufenden Apps in der Höhe, um sie aufs Display zu bekommen. Nokia Maps nutzt immerhin den hochauflösenden Bildschirm zur Kartendarstellung voll aus, trotzdem erscheint die Welt ziemlich miniaturisiert.
Symbian S60 war von je her für die Tastenbedienung vorgesehen, doch nach den ersten Annäherungsversuchen an Touchscreens mit S60 5th und Symbian Anna wurde mit Symbian Belle erstmals bei einer Version der S60-Familie komplett auf Touch gesetzt. Die beiden letzten Tastatur-Touch-Handys Nokia E6 und E7 wurden dabei leider etwas stiefmütterlich behandelt und so ist beispielsweise auf dem Homescreen von Symbian Belle keine Tastennavigation mehr möglich. Daher gibt es auch verbreitet Benutzer, die vom Update ihrer Gerätesoftware absehen und weiterhin Symbian Anna auf ihrem E6 oder E7 benutzen.
Von der 8-Megapixel-Kamera des Nokia E6 sollte man sich nicht zu viel erwarten, die Bilder sind ziemlich mittelmäßig. Videos werden dagegen in 720p und mit sehr ordentlicher Qualität aufgezeichnet.
___Fazit
Für wen ist das Nokia E6 geeignet? Vermutlich am ehesten für Menschen mit hohem Kommunikationsbedürfnis, guten Augen und kleinen Fingern – junge Menschen. Das Nokia E6 gibt es gebraucht in sehr gutem Zustand schon für um die 100 Euro, eigentlich das ideale Einstiegshandy. Ein hochwertiges, aber günstiges Gerät, das auch ohne teure Internet-Flatrate viel zu bieten hat (Radio, Offline-Karten, …) und mit dem man trotzdem kaum angeben kann – also ziemlich genau das, was sicher viele Eltern für ihre Kinder suchen.
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___Zehn Jahre unterwegs mit Symbian
Vor 10 Jahren, im Frühjahr 2004 ging mit dem Nokia 6600 für mich alles los. Echtes Multitasking, eine für die damalige Zeit überragende VGA-Kamera, mobiles Internet, GPS-Navigation... Zurück: Nokia N8 gegen Lumia 920 – Nseries ...
Eine richtig gute Handy-Kamera? Da kam man jahrelang nicht an Symbian-Geräten vorbei. Nachdem Nokia die Kooperation mit Carl Zeiss eingegangen war, kam praktisch eine Top-Kamera nach der anderen auf den Markt. Exemplarisch...
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