Die Nokia N82 Digitalkamera - Ein Kurztest
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20.01.08 23:03
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Eigentlich sollte das N82 als Nachfolger des guten alten N73 mein N95 ersetzen. Aber als ich es dann in der Hand hatte, hatte ich sofort einen ziemlich schlechten ersten Eindruck von dem Gerät. Inzwischen habe ich das Gerät einige Tage gestestet und mein Bild vom N82 hat sich stark zum Positiven gewandelt. Ich werde aber trotzdem beim N95 bleiben.
___Die wichtigsten Punkte im Überblick:
+ Sehr gute Digitalkamera mit Xenon-Blitz
+ Sehr guter MP3-Player mit 3,5mm-Anschluss oben
+ Gute Gesamtverarbeitung
+ Endlich auch WLAN integriert (im Gegensatz zum N73)
- Schlechte Bedienbarkeit der kleinen Tastatur
- Vergleichsweise schlechter UMTS-Empfang
- Derzeit noch Softwarefehler in Galerie, Player und Browser
- Hauptdisplay zu dunkel
- Billige Materialien, unedle Gestaltung
___Lieferumfang
Und ich dachte schon, so was wird es nie geben: Nokia „beschenkt“ den Verbraucher erstmals mit einer 2-GB-Speicherkarte im Lieferumfang. Somit ist es endlich einmal nicht erforderlich, die Karte gleich nach dem Kauf auszutauschen.
Ansonsten enthält die von innen erstaunlich bunte Pappschachtel das erwartete Zubehör. (Akku, Ladegerät, 2 Kabel, Anleitungen, CD, Headset)
___Display
Das Display ist recht groß und brillant und auch bei voller Sonneneinstrahlung bleiben die Farben optimal erkennbar. Leider ist das Display jedoch recht dunkel, auch bei höchster Beleuchtungsstufe und auch nicht ganz so farbenfroh und groß wie das des N95.
___Tastatur
Die Zifferntastatur ist der schwerwiegendste Nachteil an diesem neuen Gerät: Die Tasten sind winzig und die ganze Tastatur sitzt viel zu weit unten, um sie bequem bedienen zu können. Das ist eigentlich unverständlich, wurde doch schon die wesentlich bessere Tastatur des Nokia N73 von allen Seiten laufend kritisiert. Aber bei Nokia ist das anscheinend nicht angekommen. Weiterhin ist oberhalb der Navi-Tasten noch ca. 1 cm Platz. Da dieser Raum schon nicht für ein größeres Display genutzt wird, hätte man wenigstens die Tastatur weiter hoch ziehen können. Je nach Umgebungslichtverhältnissen kann es zudem passieren, dass die gesamte Tastaturbeschriftung unleserlich wird; die kleine Multimediataste stört bei der Verwendung des andauernd benötigten rechten Softkeys. Die übrigen Tasten wie auch die Navigationswippe sind sehr gut zu bedienen.
___Kamera
Das N82 ist eine echte Digitalkamera mit Carl-Zeiss-Objektiv, Autofokus, 5-Megapixel-Sensor und Xenon-Blitzlicht. Beim Scharfstellen im Dunkeln hilft eine superhelle rote LED. Die Bildqualität ist in den meisten Fällen mit der des N95 vergleichbar, erst bei sehr schlechten Lichtverhältnissen kann das N82 seine Trümpfe ausspielen. Der Blitz vollbringt eine beachtliche Leistung auf eine Distanz von mehreren Metern, aber umso erstaunlicher finde ich es, dass man mit dem Nokia N82 auch Nahaufnahmen aus 10 cm Entfernung mit Blitz machen kann, die nicht überbelichtet werden. Das schafft nicht einmal meine Digitalkamera und auch das N95 hat damit seine Probleme.
___Datenübertragung, GPS
Bei der Datenübertragung gibt es nicht viel zu sagen: Es ist so gut wie alles integriert und es funktioniert auch alles. Neu für Umsteiger vom N73 sind WLAN, HSDPA und GPS. Nach ausführlichem Test kann ich nicht behaupten, dass das GPS des N82 das des N95 in irgendeiner Weise übertrifft. Ich habe eher den Eindruck, es ist so ziemlich genau dasselbe. Jedenfalls funktioniert es.
Auf Infrarot wurde verzichtet. Gestört hätte es mich nicht, da ich es immerhin ca. 2x im Jahr benutze, aber andererseits ist es wirklich langsam veraltet. Es jammert ja auch keiner, dass das C-Netz nicht mehr unterstützt wird.
Was mich etwas stört ist die verbaute MicroUSB-Buchse. Ich fand es so genial, dass Nokia endlich auf den sehr weit verbreiteten MiniUSB-Standard umgestiegen war und jetzt bauen sie schon wieder was Neues, was kein Mensch hat.
___Leistung, MP3-Player
Das N82 ist übelst schnell. Bis zur PIN-Eingabe vergehen nur noch 12 Sekunden, das habe ich noch bei keinem anderen S60-Telefon erlebt. Auch beim Seitenaufbau beim Surfen schlägt das N82 das N95 und das E90 um jeweils einige Sekunden. 3D-Spiele laufen superflüssig und auch die Kamera ist schnell, aber nicht schneller als die des Nokia N95 mit neuster Firmware.
Der Akku hält selbst bei meinen Ansprüchen mehrere Tage (maximal 3). Die integrierten Lautsprecher sind gut, erreichen das N95 aber weder von der Lautstärke noch von der Qualität her. Wenn man dagegen ein gutes Headset an den oben liegenden 3,5-mm-Anschluss klemmt, wird man positiv überrascht: Im Gegensatz zum N95 liefert das neue Nokia-Flagschiff endlich mal kein lautes Grundrauschen. Hier ein dickes Lob für die Verbesserung.
Ich habe noch nie über den Empfang bei einem Handy meckern müssen, aber der UMTS-Empfang des N82 lässt wirklich etwas zu wünschen übrig: Ich fahre jeden Morgen und Mittag etwa 20 Minuten mit dem Bus und diese Zeit wird natürlich zum Surfen genutzt. Mit dem N95 habe ich auf nahezu der gesamten Strecke guten UMTS-Empfang. Mit dem N82 bin ich in den Bus gestiegen und nach wenigen Metern Fahrt war UMTS weg und ist auch bis zum Aussteigen nicht wieder empfangen worden.
___Software
Die Software bietet wenig Neues: Das neue Multimedia-Menü ist integriert und nicht schlecht: Es ist auf jeden Fall zweckmäßiger als das alte Multimediamenü beim N95 oder auch als das des N73, die ich beide nie verwendet habe. Weiterhin ist die Autorotation ins System integriert. Sie nutzt den Beschleunigungssensor um den Bildschirminhalt entsprechend der Ausrichtung des Gerätes zu drehen. Ich persönlich kann KEINEN Unterschied feststellen zwischen der Funktion von Nokia und der von Samir als „RotateMe 2.0“ veröffentlichten Version. Und dabei bietet RotateMe auch noch wesentlich mehr Einstellmöglichkeiten. Also ein Lob an Samir: Du hast es früher hinbekommen als Nokia und auch noch deutlich besser!
Ansonsten ist die Software derzeit noch etwas verbugt: Der MP3-Player brachte erst mal nur Fehlermeldungen, der Browser ist auch schon mehrfach abgestürzt und wenn man in der Galerie ein Bild zoomen will, wird gleichzeitig der Player leiser. Ich hatte gedacht, Nokia wäre da so langsam drüber hinaus, aber anscheinend werden auch die N82-User noch ein paar Firmware-Versionen abwarten müssen, bis alles passt.
___Verarbeitung
Das N82 ist sehr gut verarbeitet, da wackelt nichts, da hört man nichts, da gibt’s nichts zu meckern. Für mehr als preisgünstigen Kunststoff hat es aber leider wieder nicht gereicht. Die gesamte silberne Frontpartie sagt mir nicht so sehr zu und wirkt auf mich ziemlich billig. Angeblich gibt es das Gerät auch in weiß, das habe ich leider noch nirgends gesehen. Mit der runden Rückpartie liegt das Gerät jedenfalls sehr gut in der Hand und alle Oberflächen sind unerwartet resistent gegen Fingerabdrücke.
___Fazit
Ich bin mittlerweile zu dem Schluss gekommen, dass das N82 durchaus ein geniales Gerät ist. Ob man es nun mit dem N73 oder mit dem N95 vergleicht, es hat beiden mehr voraus als nur den Blitz. Wer vom N73 kommt, der wird sich wahrscheinlich vor allem an WLAN und GPS erfreuen, wer schon mal ein N95 hatte, dem wird z.B. der wesentlich bessere MP3-Klang gefallen. Außerdem ist das Nokia N82 einfach nur genial schnell. Leider wird dieses Bild getrübt durch die in meinen Augen sehr schlechte Tastatur. Mit einer Hand kann ich darauf so gut wie gar nicht tippen, mit zwei Händen macht es auch keinen Spaß. Einige schreiben, man müsse sich an die Tastatur erst gewöhnen, aber ich weiß nicht, wie ich mich daran gewöhnen soll, nicht tippen zu können. Ein schlechter UMTS-Empfang ist ebenfalls eine schlechte Startvoraussetzung für ein Multimedia-Flagschiff.
Letztlich empfehle ich jedem, der sich dieses Gerät zulegen möchte, in einen Laden zu gehen und auszuprobieren, ob er persönlich mit dieser Tastatur zu Recht kommt.
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+ Volltastatur und 800-Pixel-Display
+ Guter Lautsprecher und MP3-Player
+ Sehr gute Verarbeitung
- Sehr groß und schwer
- Teils zu kleine Darstellung auf dem Display
- Ungünstige Lage der Tasten...
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