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Ersetzt das Apple Wallet die Brieftasche?


12.04.19 23:02

Apple Wallet und klassischer Leder-Geldbeutel

Seit einigen Monaten ist Apple Pay in Deutschland verfügbar und wird inzwischen auch von immer mehr Stellen akzeptiert. Damit hat die Apple-Wallet-App, die vorher hierzulande praktisch nur Fahr- und Eintrittskarten anzeigen konnte, auch eine Bezahlfunktion erhalten, sodass sie theoretisch das Zeug dazu hätte, tatsächlich den physischen Geldbeutel zu ersetzen. Wie gut das im April 2019 in der Realität funktioniert, habe ich einen Tag lang ausprobiert – beim Besuch der größten Messe der Welt, der Bauma in München.

Schon Tage vor meinem Messebesuch habe ich meine Eintrittskarte und meine Bahnfahrkarten dem Wallet hinzugefügt. Das geht sehr einfach über die App der DB bzw. beim bauma-Ticket über einen E-Mail-Anhang. Theoretisch ganz praktisch ist die Funktion, dass einzelne Tickets aus dem Wallet auf Wunsch zur passenden Zeit direkt auf dem Sperrbildschirm des iPhones erscheinen. Leider klappt das in der Praxis nicht besonders gut. Mein bauma-Ticket war für einen beliebigen Tag der Messe gültig. Also erschien es gleich am Montagmorgen gegen neun Uhr auf dem Sperrbildschirm. An den folgenden Tagen, als ich es dann benötigte, tauchte es aber nicht mehr auf. Auch die Bahnfahrkarten erscheinen schon einige Stunden zu früh, verschwinden dafür aber auch schon vor der Ankunft am Zielort. Außerdem kann man manche Online-Tickets gar nicht zum Wallet hinzufügen, die entsprechende Option fehlt dann einfach in der DB-App.

Ebenfalls nicht zum Wallet hinzufügen lässt sich die Bahncard. So konnte ich im Zug zwar mein Ticket im Wallet vom Sperrbildschirm aus aufrufen, die bei der Kontrolle ebenfalls verlangte Bahncard musste ich dann aber wieder mühselig in der DB-App heraussuchen. Immerhin: Die Bahncard auf dem Handy wurde akzeptiert, der Geldbeutel konnte in der Tasche bleiben.

Beim Umsteigen in Stuttgart noch schnell etwas zu trinken kaufen, mit Apple Pay zahlen. Klappt in Sekunden, perfekt, so muss das sein.

Im ICE habe ich dann den Komfort-Checkin der Bahn genutzt, um auf der weiteren Fahrt nicht mehr kontrolliert zu werden. Das geht natürlich auch wieder nur über die DB-App, nicht per Wallet oder gar per Sperrbildschirm. Dafür funktioniert es einwandfrei, eine weitere Ticketkontrolle gab es nicht. Mittlerweile wird die Funktion auch für Tickets ohne Sitzplatzreservierung angeboten; Ich wünsche sie mir auch für meine ICE-Monatskarte, denn täglich zweimal kontrolliert zu werden nervt auf Dauer auch ganz schön.

Beim Betreten der Messe München bin ich direkt am Drehkreuz gescheitert. Während man Papier-Tickets in eine rot leuchtende Öffnung des Terminals waagrecht hineinhalten muss, wird das Handy senkrecht davor gehalten. Von den Zugangskontrollen am Flughafen ist man Anderes gewohnt. Das Prozedere wird sogar in einer Animation auf dem Display des Terminals erklärt – der Film läuft aber dermaßen langsam ab, dass man den kompletten Verkehr aufhalten würde, wenn man ihn zu verstehen versuchte. Zum Glück war ein netter Mitarbeiter gleich zur Stelle, um mir beim Passieren des Drehkreuzes behilflich zu sein.

Inzwischen war es Mittag und ich hatte es bis hierhin tatsächlich geschafft, mit dem Apple Wallet meinen Geldbeutel zu ersetzen: Bahnfahrkarte, Kleingeld für den Proviant und die Eintrittskarte zur Messe wurden in virtueller Form angenommen. Beim Mittagessen sah es dann leider ganz anders aus: Cash Only, und das auf einer solch bedeutenden Messe mit internationalem Publikum, wo die Bratwurst im Brötchen acht Euro kostet. Da hätte ich wirklich mehr erwartet – selbst beim Drittliga-Fußballspiel kann man die Stadionwurst mit dem Handy zahlen. Zumal das Zahlen per Bargeld ja auch nicht wirklich funktioniert: Kunden kramen mühsam und langsam ihre Münzen zusammen, das Standpersonal schreit sich gegenseitig zu, man möge doch bitte noch Wechselgeld nachliefern, das muss doch alles nicht sein.

Auf der bauma präsentieren Baumaschinenhersteller aus aller Welt ihre Neuheiten - wie hier Volvo einen elektischen Radlader

Auf der bauma präsentieren Baumaschinenhersteller aus aller Welt ihre Neuheiten - wie hier Volvo einen elektischen Radlader

Am Ausgang bin ich schon wieder am Drehkreuz hängengeblieben. Langsam wird es peinlich. Während der Scanner für den Eintritt eine rot leuchtende Öffnung auf Brutshöhe hatte, handelt es sich beim Scanner für den Ausgang um einen grün leuchtenden Zylinder auf Kniehöhe. Wer soll da durchblicken? Diesmal gab es nicht einmal einen Bildschirm mit erklärenden Hinweisen.

Auch das Feierabendbier im Zug nach Hause musste ich leider in bar zahlen – Kreditkarten werden zwar akzeptiert, aber an den kontaktlosen Zahlmöglichkeiten wird noch gearbeitet, vielleicht ist man zum Jahreswechsel 2019/2020 so weit. Es gab im InterCity auch leider kein Fassbier, da der Schlüssel zur Zapfanlage abhanden gekommen war. Aber zumindest war die Flasche schön kalt, das macht vieles vergessen.

Zurück in der Heimat konnte ich noch einmal das Handy zücken, denn in der Fahrradgarage am Hauptbahnhof lässt sich die Parkgebühr von einem Euro pro Tag per Apple Pay begleichen.

Fahrradparkhaus am Hauptbahnhof

Fahrradparkhaus am Hauptbahnhof

Mein Selbstversuch ist grandios gestartet und dann doch noch ziemlich deutlich gescheitert – ohne Geldbeutel sollte man in Deutschland im Jahr 2019 immer noch nicht aus dem Haus gehen. Viele Türen öffnen sich schon per Apple Wallet, vielerorts kann man schon mit Apple Pay zahlen, aber manchmal scheitert man doch genau dort, wo man angesichts vieler ausländischer Kunden völlig selbstverständlich damit gerechnet hatte, kontaktlos mit Kreditkarte zahlen zu können. Die bauma in München findet alle drei Jahre statt. Ich bin schon jetzt gespannt, was sich bis zum Jahre 2022 geändert haben wird.

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